Ein Jahr mit dem ich rundum zufrieden bin. Es gab jede Menge zu sehen und darunter, anders als die letzten Jahre, einige Klassiker an die man sich noch lange erinnern wird.
Die Klassiker:
Summer Time Rendering (9/10)
Unser Hauptcharakter Shinpei besucht die kleine Insel, auf der er aufgewachsen ist, um zur Beerdigung seiner plötzlich verstorbenen Kindheitsfreundin Ushio zu gehen. Die Insel ist von übernatürlichen Schattenwesen heimgesucht, die mit ihrem Tod zusammenhängen und es auch auf Shinpei abgesehen haben. Er ist allerdings in einer Zeitschleife, die einsetzt, wenn er stirbt.
Eine komplette Adaption eines abgeschlossenen Manga, mit einer mysteriösen ersten und einer actiongeladenen zweiten Hälfte, die (so gut wie) alle offenen Fragen zum Schluss beantwortet und ein durchweg mitreißendes Erlebnis war. Ich bin ein Sucker für Zeitschleifen, und sogar das war originell umgesetzt hier - die Schattenwesen sind gefühlt immer einen Schritt voraus, was die Erwartungen des Zuschauers an was passieren wird jedes mal über den Haufen wirft. Zusammen mit top Animationen ist es nicht schwer das zu meinem Anime des Jahres zu küren.
Cyberpunk: Edgerunners (8.5/10)
Unser Hauptcharakter ist arm in einer dystopischen Zukunft. Nachdem seine Mutter durch Gangster-Schusswechsel stirbt und er von seinen Mitschülern gemobbt wird, lässt er sich ein Militär Implantat machen und findet mit diesem in einer Gangstergruppe Anschluss.
Ich vergöttere Regisseur Hiroyuki Imaishi, also muss ich dieses neue Werk von ihm sehr hoch bewerten. Wie erwartet gab es seine typisch überdrehten Actionsequenzen und den unverkennbaren Artstyle. Was ich so nicht erwartet habe ist, wie makaber brutal der Anime ist, was nicht unbedingt was schlechtes bedeutet. Ein rundum abgefahrener Trip, und CD Project Red wird Studio Trigger wohl sehr wegen dem beflügelten Interesse an dem Spiel Cyberpunk: 2077 danken.
Spy x Family (8/10)
Unser Hauptcharakter Lloyd ist Spion und soll für eine länger angelegte Mission eine Tochter adoptieren, in eine prestigeträchtige Schule gehen lassen und eine Frau heiraten. Die Adoptivtochter Anya kann Gedanken lesen, und die Frau Yor ist eine Auftragsmörderin. Somit weiß nur Anya von den geheimen Rollen ihrer Adoptiveltern und findet das wahnsinnig cool.
Im Grunde ist dies eine Comedy, aber eine sehr herzerwärmende für die ganze Familie. Die sechsjährige Anya stiehlt ihren Adoptiveltern absolut die Show und ist trotz ihrer übernatürlichen Fähigkeiten ein absoluter Tollpatsch und benimmt sich wie eine sechsjährige sich eben benehmen würde (im Gegensatz zu anderen Hauptcharakteren ähnlichen Alters in anderen Anime). Was Spy x Family zu einem Klassiker macht, ist allerdings weniger die außerordentliche Qualität von Studio Wit, sondern die immense internationale Popularität. Der Anime hat weltweit eingeschlagen wie eine Bombe. Das hängt meiner Meinung nach auch damit zusammen, dass das Setting keinerlei Japanbezug hat und alle Schilder bzw. on-screen Texte auf Englisch sind. Gepaart mit der Familienfreundlichkeit gibt es also quasi keinerlei Einstiegshürden.
Andere sehr gute Anime:
Bubble (8/10)
Das Zentrum von Tokio ist aus unerklärlichen Gründen in einer Blase, in der die Gesetze der Schwerkraft verrückt spielen. Unbewohnbar für normale Menschen, haben sich unsere Hauptcharaktere gedacht, dass dies ein perfekter Ort für Parkour ist.
Das unerklärte Konzept und die sekundäre Story haben nicht jeden vom Hocker gerissen, aber das war mir egal. Ich hab diesen Film total genossen wegen seiner krassen Animationen (natürlich wieder von Studio Wit) und dem Fokus auf eine Extremsportart ohne wirkliche Antagonisten. Entgegen der Optik sollte man also keinen Makoto Shinkai-artigen Film, sondern eher ein Spektakel a la Redline erwarten.
The Orbital Children (7.5/10)
Unsere Hauptcharaktere sind nach einem Unfall auf einer Raumstation gestrandet und müssen ihre kollektiven Kenntnisse und Fähigkeiten nutzen, um herauszukommen.
Entgegen meiner Erwartungen ist dies kein Thriller mit jede Menge Drama, sondern eher ein lockerer aber sehr intelligenter Sci-Fi in dem die Problemlösungen der Kinder im Vordergrund stehen.
Ranking of Kings (7.5/10)
Unser Hauptcharakter ist Thronfolger eines legendären Königs. Nur hat er leider keinerlei Stärke oder heldenhafte Fähigkeiten und ist obendrein noch taubstumm. Trotzdem mangelt es ihm nicht an Ambition, den Erwartungen an ihn gerecht zu werden.
Die Optik lässt diesen Anime sehr nach einer Kindersendung aussehen, aber viele blutige Szenen widerlegen dies. Es ist dennoch ein sehr ergreifendes Abenteuer und ein taubstummer Hauptcharakter ist definitiv was Originelles.
My Dress-Up Darling (7.5/10)
Unser Hauptcharakter arbeitet in einer traditionellen Puppenmanufaktur und hat daher die Fähigkeiten, als Schneider einer Klassenkameradin beim Cosplay zu helfen.
Auch wenn das Konzept öde und generisch klingt, stimmt die Chemie zwischen den beiden einfach. Auch haufenweise Fanservice können nicht über ein gelungenes Charakterdesign hinwegtäuschen.
Andere gute Anime:
Chainsaw Man (7/10)
Unser Hauptcharakter nagt am Hungertuch und fusioniert mit seinem Dämonen-Hund zum Kettensägen-Mann und wird von einer Gruppe Dämonenjäger angeheuert.
Ein Shonen-Setting der makabren Sorte, in dem es hart auf hart geht. Die Umsetzung ist zwar sehr gut, aber es gab viel Hype im Vorfeld, dem der Anime bisher nicht so wirklich gerecht geworden ist.
Akebi’s Sailor Uniform (7/10)
Unsere Hauptcharakterin besucht eine Oberschule wegen der schönen Matrosenuniform. Blöd nur dass diese veraltet ist.
Ein Slice-of-Life Anime, in dem gar nichts von Bedeutung passiert. Was völlig OK ist und in die Kategorie wie Yuru Camp und Super Cub aus den letzten Jahren passt.
Akiba Maid War (7/10)
Unsere Hauptcarakterin fängt anno 1999 in einem Maid Cafe an zu arbeiten und wird in den blutigen Mafia-Krieg der Maid Cafe Kartelle verwickelt.
Eine absurde schwarze Komödie, die mich mehrmals laut zum Lachen gebracht hat mit ihrer Lächerlichkeit.
Bocchi the Rock (7/10)
Unsere Hauptcharakterin ist schüchtern und hat keine Freunde. Sie hat sich erfolgreich Gitarre spielen beigebracht und einen erfolgreichen Youtube-Kanal und hofft, dass Leute sie ansprechen und sie Freunde finden kann - was auch passiert, als eine Oberschul-Band ein neues Mitglied braucht.
Ein Comedy-Anime mit vielen gut gelungenen Witzen und viel interessanter, experimenteller Animation. Dazu kommt auch gar nicht so üble Musik.
Vampire in the Garden (7/10)
Vampire und Menschen können sich wie so oft nicht ausstehen und sind im Konflikt. Unsere Hauptcharaktere sind jeweils ein Vampir- und ein Menschenmädchen, die sich Romeo-und-Julia artig befreunden.
Ein kurzer aber knackiger Anime mit 5 Episoden, hat aus seinem unoriginellen Konzept und kurzer Dauer das beste rausgeholt.
Ya Boy Kongming (7/10)
Unser Hauptcharakter ist legendärer chinesischer Strategist und wird ins moderne Japan ge-isekait um einer sich durchmühenden Sängerin mit seinen Meisterstrategien auf die Sprünge zu helfen.
Sehr ulkiges Konzept für einen Musikanime, was überraschend gut funktioniert hat.
Bastard!! (6.5/10)
Unser Hauptcharakter ist Meister der dunklen Magie und ein narzisstisches, frauenverachtendes Arschloch.
Ich weiß nicht warum ein Manga aus den 80ern eine neue Adoption verdient hat, aber mit diesem Hintergrundwissen kam es sehr nostalgisch rüber und hat Spaß gemacht.
Eher mittelmäßige Anime die ich hin und wieder abbrechen wollte:
Call of the Night (6/10)
Unser Hauptcharakter leidet unter Schlaflosigkeit und lernt auf einem seiner Nachtspaziergänge eine Vampirin kennen. Ein paar Episoden später stoßen noch ein paar weitere Vampirinnen hinzu.
Ab und zu ganz lustiger Vampirharem.
Romantic Killer (6/10)
Unsere Hauptcharakterin ist lieber zu Hause am zocken als mit Jungs abzuhängen. Eine Fee bringt sie aber immer wieder in Situationen, wo sie mit Jungs interagieren muss.
Nicht so cringey wie die meisten Reverse-Haremserien und ganz unterhaltsam, mehr aber auch nicht.
Lycoris Recoil (6/10)
Unsere Hauptcharakterinnen sind Kindersoldaten für eine wohltätige Organisation.
Sehr gelungene Animationen und Humor, aber das Konzept und die Charaktere konnten mich nie wirklich abholen. Außerdem: Wie können Gummigeschosse durch Autotüren, aber nicht durch Menschen gefeuert werden?!
Uncle from Another World (5.5/10)
Unser Hauptcharakter erwacht aus einem Koma, dass er in einer Fantasywelt verbracht hat. Er bringt die ganzen Magietricks die er dort gelernt hat mit. Es wird schnell klar, dass er in Sozialkompetenz eine absolute Null ist.
Eine Parodie des Isekai-Genres. Milde unterhaltsam.
Sabikui Bisco (5/10)
Unser Hauptcharakter durchwandert auf seiner Riesenkrabbe eine postapokalyptische Zukunft und kann Pfeile feuern, an deren Einschussstelle ein riesiger Pilz wächst.
Ich bin normal für absurde Abenteuer-Anime sehr zu haben, aber dieser hier hat ab der Hälfte die Story so inkohärent und unlogisch werden lassen, dass es alles versaut hat.
Engage Kiss (5/10)
Unser Hauptcharakter ist arm und hat ein Dämonenmädchen als Magical Girl dabei.
Hat mir Aufgrund schöner Action und dadurch, dass es sich am Anfang nicht ernst genommen hat, sogar gefallen, aber ist gegen Ende doch sehr auseinandergefallen.
Love of Kill (5/10)
Unser Hauptcharakter ist Auftragsmörder und verliebt sich in eine Auftragsmörderin einer rivalisierenden Organisation.
Ich hab eine ernste Story erwartet und immer wieder völlig unpassende Comedy-Einlagen bekommen, gepaart mit unterirdischer Animationsqualität. Was mir auch absolut nicht gefallen hat ist, dass Chateau, völlig unpassend zu ihrem Beruf, sehr oft als “Damsel in Distress” dargestellt wird.
Unterirdischer Anime, den ich besser abgebrochen hätte:
Black Rock Shooter Dawn Fall (3.5/10)
Unsere Hauptcharakterin ist eine sehr starke Androidin in einer postapokalyptischen Zukunft.
Schon das dritte mal dass ein Anime basierend auf dem Vocaloid-Fanart gemacht wurde. Ich hab am Anfang gedacht, dass das postapokalyptische Setting besser passt, aber der Anime wollte dann super edgy sein und hat noch nicht mal mit Action überzeugt wie sein Vorgänger von 2012.
Fortsetzungen, die ich letztes Jahr gesehen habe:
Demon Slayer: Entertainment District Arc (9/10)
Studio Ufotable hat sich nicht auf den absurden Einnahmen von Mugen Train ausgeruht, sondern das Geld in diese Fortsetzung re-investiert. Die Story von dieser Staffel war eher mau, aber das ist total vergessen bei dieser bombastischen Action und Animationsqualität. Meine Bewertung fällt so hoch aus, da es lange her ist, dass mich eine Episode so hype gemacht hat, die nächste es nochmal getoppt hat, dann die nächste nochmal usw. Ich freu mich riesig auf die nächste Staffel. Gemessen an der immensen weltweiten Popularität kann man Demon Slayer als Gesamtprodukt auch in die oben genannten Klassiker einreihen.
Attack on Titan Final Season Part 2 (8.5/10)
Weiterhin verwebt sich diese unheimlich fesselnde Story weiter und neigt sich dem Ende zu. Erens Absichten sind nun endgültig klar und seine Entwicklung bis hierhin sehr unheimlich. Ich könnte allerdings den Leute im Marketing eine runterhauen für die Benennung der Staffeln - denn Final Season Part 3 wird kommen.
Kaguya-Sama: Love is War -Ultra Romantic- (7/10)
Diese Story allerdings hat in dieser dritten Staffel ein zufriedenstellendes Ende gefunden. Hat mir genauso wie die beiden Staffeln zuvor sehr gefallen und mich oft zum Lachen gebracht.
Komi Can’t Communicate Part 2 (7/10)
Auch diese Comedy machte einfach da weiter wo sie aufgehört hat und das hat gepasst.
Mob Psycho 100 III (7/10)
Hier war ich mir nicht sicher, warum es eine Fortsetzung gibt, da Staffel 2 einen super Abschluss hatte. Es war immer noch sehr gut, aber gefühlt hat die Animationsqualität etwas nachgelassen und das Ende war nicht so Eindrucksvoll.
JoJo’s Bizarre Adventure: Stone Ocean (6.5/10)
Sehr gut, dass es endlich eine weibliche JoJo Hauptcharakterin gibt. Etwas in die Länge gezogen. Part 2 (Battle Tendency) ist somit immer noch mein Lieblingsteil.
Made in Abyss: The Golden City of the Scorching Sun (6/10)
Der Schockfaktor bleibt, aber ich war eher enttäuscht von dieser Staffel. Die Serie war für mich immer eine Abenteuerserie, und dass dieses mal alles im selben Dorf stattfindet, spricht dem entgegen.
Rent-a-Girlfriend Season 2 (4/10)
Völlig befremdlich, dass sich die Mädels in einen so abstoßenden Typ wie unseren Hauptcharakter verlieben. Habs wegen Müllwert geguckt (so schlecht und cringe, dass es wieder gut ist).
Ein ziemlich gutes Fazit für dieses Jahr insgesamt also, und gemessen an der immensen, wachsenden weltweiten Popularität von Anime wie Spy x Family und Demon Slayer, so wie der mit Cyberpunk: Edgerunners erkannte cross-mediale Marktwert, kann es sein, dass wir die nächsten Jahre noch mehr gutes Zeug bekommen da mehr Publisher und Studios sich wagen werden, ambitionierte Projekte anzugehen.