Gutes Jahr im Großen und Ganzen, nicht so toll wie 2018 aber immer noch paar tolle Serien drunter
Mein Anime des Jahres war:
Vinland Saga
Im Prinzip eine sehr freie Nacherzählung von dem Aufstieg von Knut dem Großen in der Wikingerzeit. Hätte sowas nie als Manga und erst recht nicht als Anime erwartet, bin aber froh, dass es solch ein Thema in das Medium geschafft hat. Auch wenn sich die Serie einige Freiheiten nimmt, war ich doch überrascht wie viele Charaktere und Ereignisse einen historischen Hintergrund haben. Askellad und Knut stehlen dem Hauptcharakter Thorfinn ganz schön die Show und haben die Serie für mich überragend gut gemacht.
Weiterhin sehr sehenswert in unbestimmter Reihenfolge:
Kaguya-sama: Love is War
Die beiden Präsidenten des Schülerrats haben Gefühle füreinander. Beide vermuten es, wollen aber den jeweils anderen dazu bringen, die Liebe zu gestehen, da sie in ihrer Game-Theorie sonst die Power in der Beziehung verlieren. Wenn da nicht der Chaosfaktor, aka. Best Girl Chika wäre. Herrliche Comedy, die ich sehr genossen habe, und mich auf eine weitere Staffel freue.
Run with the Wind
Ein Läufer lockt seine Mitstudenten mit billiger Unterkunft an, um sie zu professionellen Läufern zu machen. Sehr gut gemachter Sportanime, sehr gut gemachte Freundschaftsstory.
Demon Slayer
In der frühen Industriezeit wird die Familie eines Jungen von Dämonen (intelligenten Zombies) getötet. Seine Schwester wird nach der Attacke auch zum Dämon, beschützt ihn jedoch. Der Junge wird zu einem Demon Slayer, um ein Heilmittel für seine Schwester zu finden. Tolle Serie, mit 1A Action, die für mich die Shonen-Messlatte höher setzt. Ich hoffe, dass es in Zukunft etwas weniger wie Gummi gestreckt wird. Und der schlechteste Comic-Relief Character aller Zeiten, Zenitsu, weniger Screentime bekommt.
Carole & Tuesday
Im Setting von Cowboy Bebop treffen sich auf dem Mars zwei Mädels, die eine Band gründen und sich langsam durch die Marsianische Musikindustrie kämpfen. Unheimlich starker Anfang mit schönen Songs, tollem Setting und gutem Humor. Die Serie lässt leider enorm gegen Mitte und Ende nach, wo sie zur Seifenoper verkommt, und eher nicht von den 24 Episoden profitiert.
Dr. Stone
Ein unerklärtes Ereignis versteinert fast die gesamte Menschheit. Erst 3500 Jahre später wacht Senku auf. Gut, dass er ein Genie ist: Er weiss genug über Chemie, Physik und Medizin dass er langsam aber sicher die Welt, die ins Steinzeitalter zurückgerutscht ist, wieder modernisieren kann. Ein Shonen-Anime, der nicht durch seine Kämpfe glänzt, sondern mit Wissenschaft! Alles, was Senku neu erfindet, hats in mir kribbeln lassen und war toll, mit anzusehen. Da war auch die unterirdische Animation kein Problem.
Astra: Lost in Space
Eine Klassenfahrt zu einem anderen Planeten wird zum Albtraum für eine Gruppe von Schülern, als sie in ein Wurmloch geraten und von diesem weit entfernt im leeren Weltraum abgesetzt werden. Spannende Serie, die hier und da mit fragwürdigen Plot Twists hinkt, aber mich insgesamt solide bei der Stange gehalten hat. Die Serie ist in sich abgeschlossen, und schon allein weil es dank dem ganzen Isekai-Müll sonst praktisch keine Sci-Fi-Adventures mehr gibt, habe ich sie gern gesehen.
Babylon (eigentlich 2020 abgeschlossen, das aber nur wegen einer Produktionsverzögerung)
In einer Stadt soll ein Gesetz zum erlauben vom Selbstmord beschlossen werden. Ein Polizist stellt fest, dass alle Suizide und dafür plädierende Politiker von einer einzelnen Frau beeinflusst worden sind. Ein waschechter, erwachsener, fesselnder Krimi. Keine Schulkinder oder Charaktere unter 25 weit und breit. Solche Serien sind selten und ich feire sie, wenn sie kommen. Hat mich etwas an die raffinierten Hauptstories der Ghost in the Shell: Stand Alone Complex Serien erinnert.
Etablierte Titel, von denen ich weitere Staffeln gesehen habe:
Mob Psycho 100
Ein introvertierter Junge ist ein Genie in Psychokinese. Sein Talent wird von dem Betrüger Reigen ausgenutzt. Was anfängt wie ein „One Punch Man mit Psychokräften“ ist viel mehr eine Story eines Jungen, der seine eigene Unsicherheit überwindet. Großartige Serie mit fantastischer Animation, die man wohl noch lange und viel weiterempfehlen kann.
Attack on Titan
Holy Shit, wurde in Staffel 3-2 reingehauen. Endlich wurde alles über die Welt erklärt und für mich hat sich das Warten sehr gelohnt. Nicht nur das, die Action war besser den je - beeindruckend, wie sich Studio Wit da immer noch reingehängt hat. Wenn jemand von den letzten Staffeln eher abgeturnt war, bitte überdenken.
One Punch Man
Etwas enttäuschende neue Staffel, die zeigt, dass ohne Madhouse am Werk OPM eigentlich nur ein durchschnittlicher Shonen ist.
My Hero Academia
Dass das Gummistrecken bei dieser Serie angefangen hat konnte ich noch halbwegs verzeihen, aber dass dann einige Fights, auf die ich mich gefreut habe, in Standbildern animiert werden lässt mich nur noch nostalgisch-traurig auf die ersten beiden Staffeln blicken.
Gibt auch viel was ich noch nicht gesehen habe, aber nachholen ist schwer weil schon diesen Winter viel läuft, was mir gut gefällt.
Es scheint seit ca. 2 Jahren jetzt immer Nachschub an gutem Zeugs zu geben, was denke ich mit dem internationalen Publikum zusammenhängt - vorher war es für Animeproduzenten ein Bonus, wenn eine ihrer Serien im Westen erfolgreich war, mittlerweile ist die westliche Audienz ein fester Bestandteil der Ausrichtung (dank Netflix). Serien wie Vinland Saga und Carole & Tuesday, die abgesehen von der Synchronisationssprache wirklich überhaupt keinen Japan-Bezug haben, zeigen dies. Wurde man im vorigen Jahrzehnt noch als Freak gesehen wenn man gesagt hat dass man Anime schaut, sind heute ältere und neuere Serien normaler Diskussionsstoff auf der Arbeit. Ich mag diese Zeit.